KAUFHAUS UTOPIA

Programm: research
Location: several locations, Germany
Year: 2020
Team: Annalotte Irmler, Simon Neumayer

Kaufhaus Utopia ist eine Recherche zum stationären Einzelhandel und Einzelhandels-Großimmobilien. Auslöser der Arbeit war unter anderem die Corona-Pandemie, welche letztlich in den Innenstädten eine Rezession erzwang. Lockdowns und ausbleibende Einnahmen machten Gewerbetreibenden digitale Distributionswege und geändertes Kaufverhalten überdeutlich sichtbar. Um drohende Insolvenzen abzufedern, Mietzahlungen an die Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer und Arbeitsplätze zu sichern wurden daraufhin finanzielle Schutzschirme eingerichtet. Mit einem Rückgang medizinischer Gefahren lebten verschiedene Innenstädte erneut auf, andere sind nach wie vor von der Rezession gezeichnet. Vor diesem Hintergrund konzentrierte sich die Recherche auf große Handelsimmobilien, dessen Rolle zunehmend im Fachdiskurs der Stadtentwicklung beleuchtet werden. Als Symbole des Wiederaufbaus und der wirtschaftlichen Stabilisierung nach dem zweiten Weltkrieg etablierten sie sich in nahezu allen Groß-, Mittel- und Kleinstädten als sogenannte „Frequenzbringer“. Dessen vielseitige Warenangebote sicherten Käuferzahlen, wovon weitere kleinere und spezifischere Geschäfte profitierten. Durch Onlinehandel ist dieser Wirkungszusammenhang nicht mehr gesichert. Das Narrativ der Frequenzbringer, in dessen Abhängigkeit sich Innenstädte sehen, hält sich dennoch stabil. Eine mögliche Ableitung aus der Recherche zu diesem Komplex ist, dass ein Wandel im stationären Einzelhandel nur bedingt gesteuert werden kann.

Konsumverhalten ändert sich durch neue Werkzeuge und Zugänge wie Smartphones, Internet, 30-tägige Rückgaberechte mit kostenlosem Rückversand, etc. Insofern ist es wichtig, diesen Wandel zu begleiten und über Wirkungszusammenhänge zu informieren. Zudem sollten neue, höchst individuelle Produktionsmöglichkeiten ausgetestet und regional eingebunden werden. Hierbei können neue Netzwerke und lokale Wertschöpfungsketten aufgebaut werden. Dieser Diskurs um Wandel benötigt Raum zum experimentieren. Aufbauend auf die Recherche wurde für ein Warenhaus in Hamburg-Wandsbek ein potenzielles Funktionsprogramm als Dialogort gestaltet. Das hierfür ausgewählte Warenhaus zeigt zahlreiche generische räumliche und architektonische Merkmale in den Grundrisstiefen, Erdgeschossfassaden, Erschließungskerne, Tragwerken etc., welche im Rahmen der Recherche identifiziert und verglichen wurden. Ziel dieser Re-Interpretation der Flächen ist, räumliche Potentiale für vielseitige Funktionen zu identifizieren, welche in einem Testbetrieb Wandel räumlich, wirtschaftlich und gesellschaftlich erlebbar machen. Insofern ist das vorgeschlagene Funktionsprogramm, sowie die räumlichen Eingriffe exemplarisch zu verstehen. Die Erhebung und Auseinandersetzung mit den generischen physischen Merkmalen von Kaufhäusern ermöglicht jedoch eine Übertragung dieses Konzepts auf andere Standorte.

SILO